Das Bundesgericht hatte sich im Entscheid BGer 4A_622/2018 vom 5. April 2019 mit einer fristlosen Kündigung auseinanderzusetzen, welcher der folgende Sachverhalt zugrunde lag:

 

Sachverhalt

Dem Arbeitnehmer wurde am 22. August 2014 mit Wirkung per Ende Oktober 2014 ordentlich gekündigt. Am 25. August 2014 wurde er fristlos entlassen.

Nach der ordentlichen Kündigung am 22. August 2014 gab der Arbeitnehmer dem Arbeitgeber ein ihm anvertrautes Handy zurück. Dadurch erfuhr der Arbeitgeber detaillierte Informationen über die SMS-Nachrichten, die am Donnerstag, den 12. Juni 2014, mehr als zwei Monate zuvor, zwischen dem gekündigten Arbeitnehmer und anderen Mitarbeitern des Unternehmens ausgetauscht wurden. Die Nachrichten wurde zu einem Zeitpunkt geschrieben, als die Personalbeziehungen zur Geschäftsleitung angespannt und die Mitarbeiter bereiteten sich darauf vor, dass Sie vom Arbeitgeber zu einem Treffen eingeladen würde. Der Arbeitnehmer (dem später ordentlich gekündigt wurde) schrieb insbesondere: „Nach einer Stunde der Diskussion kann mir alles passieren“; „es spielt mir in die Hände; es muss in Solidarität sein; ein «coup d’état» wird vorbereitet“; „ok, lasst uns stark und solidarisch miteinander sein; wir sollten U. ________ auf unserer Seite haben; die vier können nichts tun, wenn wir die Arbeit einstellen“; „ja, wir müssen unsere Antworten gut vorbereiten und auf alles vorbereitet sein“. Diese Mitteilungen des Arbeitnehmers begründeten die abrupte Kündigung am 25. August.

 

Erwägungen und Entscheid des Bundesgerichts

Das Bundesgericht hielt fest, dass das Arbeitsvertragsrecht die Arbeitnehmer eines Unternehmens grundsätzlich ermächtigt, zur Verteidigung ihrer gemeinsamen Interessen gegenüber dem Arbeitgeber zu konsultieren und zusammenzuarbeiten, und jeder von ihnen habe das Recht dies zu koordinieren. In diesem Fall drückten die Botschaften vor allem die Sorge des Klägers und seiner Kollegen in einer Zeit aus, in der sich die Unternehmensleitung darauf vorbereitete, sie zu ermahnen. Die Botschaften habe zudem keinen Handlungsbedarf enthalten, der eindeutig rechtswidrig war. Es gab hier keine Absichten für eine Meuterei. Aus diesen Gründen wurde die fristlose Entlassung als ungerechtfertigt eingestuft (Zitat des Bundesgerichts: Le droit du contrat de travail autorise en principe les travailleurs d’une entreprise à se concerter et à se coaliser en vue de défendre envers l’employeur leurs intérêts communs (cf. ATF 125 III 277 consid. 3c p. 284 relatif au droit de grève; Thomas Geiser et al., Arbeitsrecht in der Schweiz, 4e éd., 2019, n° 738 p. 323), et chacun d’eux a le droit d’entretenir des contacts avec les autres en vue d’une démarche collective (Patricia Schiess Rüttimann, in Commentaire bâlois, n° 11 ad art. 28 Cst.) ou de démarches individuelles coordonnées. En l’occurrence, les messages exprimaient et reflétaient surtout l’inquiétude du demandeur et de ses collègues dans un moment où la direction s’apprêtait, croyaient-ils, à les convoquer pour les admonester. Les messages ne contenaient aucun appel à une action manifestement illicite. La défenderesse insiste inutilement sur les mots « un coup d’état se prépare » pour imputer au demandeur, selon l’argumentation qu’elle soumet au Tribunal fédéral, une « réelle intention » de « destituer » ou de « renverser » la direction de l’entreprise et de « prendre sa place ». Une pareille mutinerie ne peut se concevoir que dans des situations prolongées de crises et de désordres très graves, heureusement exceptionnelles dans notre pays. Aucun indice concret n’est venu confirmer la « réelle intention » imputée au demandeur, et le fonctionnement de la direction légitime n’a subi aucune perturbation.).

 

Sofortige fristlose Kündigung nötig

Das Bundesgericht führte zudem noch aus, ohne aber abschliessend darauf einzugehen, dass die fristlose Entlassung in jedem Fall sofort zu erfolgen habe (2 bis 3 Tage), nachdem der Arbeitgeber von den Fakten Kenntnis hat. Hier habe der Arbeitgeber bereits seit Juni davon gewusst, dass die Mitarbeiter sich zusammenschliessen wollten (Zitat des Bundesgerichts: La résiliation immédiate du contrat de travail doit être déclarée sans retard dès les faits qui la motivent; sous réserve de circonstances particulières, elle ne peut pas être différée au delà d’un délai de réflexion de deux à trois jours (ATF 130 III 28 consid. 4.4 p. 34). En l’espèce, la Cour civile retient que la défenderesse, par son directeur, a appris au mois de juin 2014, déjà, que des collaborateurs avaient l’intention de se coaliser et de former un comité d’entreprise; que la direction n’a accompli aucune vérification apte à lui assurer une connaissance certaine de ces faits, et que la résiliation signifiée seulement après la perquisition du téléphone est donc tardive. Il n’est pas nécessaire de discuter ce point car à elle seule, de toute manière, l’intention du demandeur d’agir de manière concertée avec d’autres collaborateurs ne pouvait pas justifier son licenciement abrupt.).

Das Bundesgericht schützte daher die von den kantonalen Gerichten zugesprochen Entschädigung.

 

Weitere relevante Beiträge zum Thema:

 

Autor: Nicolas Facincani