Gemäss Art. 129 ZPO wird das Verfahren in der Amtssprache des zuständigen Kantons geführt, welche etwa im Kanton Zürich Deutsch ist (vgl. Art. 48 der Verfassung des Kantons Zürich). Im Entscheid BGer 5A_845/2023 vom 17. April 2024 hatte sich das Bundesgericht mit der Frage der Notwendigkeit der Übersetzung fremdsprachiger Dokumente zu befassen und fasste die entsprechenden Lehrmeinungen zusammen:
Fremdsprachige Parteieingaben
Das Bundesgericht hielt fest, dass nicht in einer Amtssprache redigierte Parteieingaben nach geltendem Recht mangelhaft und unter Ansetzung einer angemessenen Frist zur Verbesserung, d.h. Übersetzung zurückzuweisen seien. (vgl. Art. 132 Abs. 1 und 2 ZPO; Urteile 5A_737/2022 vom 2. Mai 2023 E. 5; 4A_246/2013 vom 8. Juli 2013; KRAMER/ERK, in: Schweizerische Zivilprozessordnung [ZPO], Kommentar, Bd. I, Brunner/Gasser/Schwander [Hrsg.], 2. Aufl. 2016, N. 10 zu Art. 132 ZPO; STOLL, Die Verwendung einer anderen Sprache im Zivilprozess, ZZZ 2024 S. 24).
Vorbehalten würden rechtsmissbräuchliche Fälle bleiben (z.B. Einreichung einer nicht-amtssprachlichen Beschwerdeschrift wider besseres Wissen; vgl. Urteil 4F_8/2018 vom 14. März 2018 E. 3.2).
Fremdsprachige Beweisurkunden
Gerade in Arbeitsstreitigkeit mit gegen internationale Arbeitgeberinnen sieht man sich oft mit fremdsprachigen Dokumenten (Beweismittel) konfrontiert. Die Praxis, wie mit diesen Dokumenten umgegangen wird, ist uneinheitlich.
Handelt es sich bei den entsprechenden Fremdsprachen um Landessprachen oder Englisch, wird erfahrungsgemäss oft akzeptiert, dass die entsprechenden Textpassagen, die relevant sind, im Rahmen Parteivorträge übersetzt werden. Bei Englischen Dokumenten verzichten Richter zum Teil ganz auf Übersetzungen. Die Praxis ist aber uneinheitlich.
Werden Übersetzungen verlangt, kann dies – gerade bei Klagen im vereinfachten Verfahren mit Streitwerten bis CHF 30’000 oft zu unverhältnismässigem Aufwand führen. Das Bundesgericht hat im Entscheid BGer 5A_845/2023 vom 17. April 2024 hierzu Stellung genommen:
4.1.2. Eine Bestimmung, wie mit fremdsprachigen Beweisurkunden umzugehen ist, fehlt im Gesetz (MÜLLER, in: Schweizerische Zivilprozessordnung [ZPO], Kommentar, Bd. I, Brunner/Gasser/Schwander [Hrsg.], 2. Aufl. 2016, N. 4 und 24 zu Art. 180 ZPO; RÜETSCHI, in: Berner Kommentar, Schweizerische Zivilprozessordnung, Bd. II, 2012, N. 21 zu Art. 180 ZPO). Mit der im Schrifttum überwiegend vertretenen Ansicht ist davon auszugehen, dass die Pflicht der Parteien, sich beim Prozessieren der Amtssprache zu bedienen, grundsätzlich die Pflicht mit einschliesst, eine Übersetzung der ins Recht gelegten und in einer anderen Sprache abgefassten Dokumente einzureichen (DOLGE, in: Basler Kommentar, Schweizerische Zivilprozessordnung, 3. Aufl. 2017, N. 16 zu Art. 180 ZPO; RÜETSCHI, a.a.O.; VOUILLOZ, Im Rahmen des Zivilprozesses eingereichte Belege und Dokumente – die Rolle der Treuhänder und Wirtschaftsprüfer, TREX 2019 S. 273). Die Verpflichtung zur Übersetzung fremdsprachiger Dokumente wird jedoch weniger streng gehandhabt als die Pflicht der Parteien, sich vor dem Richter in der Amtssprache zu äussern (SCHNEUWLY, in: CPC Code de procédure civile, Chabloz/Dietschy-Martenet/Heinzmann [Hrsg.], 2021, N. 3 zu Art. 180 ZPO; SUTTER-SOMM/SEILER, Handkommentar zur Schweizerischen Zivilprozessordnung, 2021, N. 2 zu Art. 129 ZPO; Urteil 102 2012-91 des Kantonsgerichts Freiburg vom 21. August 2012 E. 2a; vgl. auch den das alte [Genfer] Recht betreffenden BGE 128 I 273 E. 2.2). In der Praxis wird bei eingereichten Beweisurkunden von einer Übersetzung häufig abgesehen, soweit Gericht und Parteien der Fremdsprache mächtig sind (vgl. DOLGE, a.a.O.; TREZZINI, in: Commentario pratico al Codice di diritto processuale civile svizzero, 2. Aufl. 2017, N. 10 zu Art. 129 ZPO; JENNY/ABEGG, in: ZPO, Kommentar, Gehri/Jent-Sørensen/Sarbach [Hrsg.], 3. Aufl. 2023, N. 8 zu Art. 129 ZPO; HALDY, in: Commentaire romand, Code de procédure civile, 2. Aufl. 2019, N. 3 ff. zu Art. 129 ZPO; GULDENER, Schweizerisches Zivilprozessrecht, 3. Aufl. 1979, S. 261; Entscheid des Kantonsgerichts Basel-Landschaft vom 14. Mai 2019 [400 19 18] E. 3.2, in: BJM 2019 S. 396). Aus dem Verbot des überspitzten Formalismus (Art. 29 Abs. 1 BV) ergibt sich sodann allgemein, dass bei behebbaren Formmängeln das Gericht der fehlbaren Partei eine Nachfrist zur Behebung des Mangels zu setzen hat (Art. 132 Abs. 1 ZPO; vgl. BGE 143 IV 117 E. 2.1; 102 Ia 35 E. 1; STAEHELIN/STAEHELIN/GROLIMUND, Zivilprozessrecht, 3. Aufl. 2019, § 17 Rz. 4; KAUFMANN, in: Schweizerische Zivilprozessordnung [ZPO], Kommentar, Bd. I, Brunner/Gasser/Schwander [Hrsg.], 2. Aufl. 2016, N. 14 zu Art. 129 ZPO). Nicht erforderlich ist die Ansetzung einer Nachbesserungsfrist zur Übersetzung von fremdsprachigen Urkunden dann, wenn diese für den Ausgang des Verfahrens von vornherein irrelevant sind (JENNY/ABEGG, a.a.O., N. 8 zu Art. 129 ZPO; FREI, in: Berner Kommentar, Schweizerische Zivilprozessordnung, Bd. I, 2012, N. 13 zu Art. 129 ZPO).
Autor: Nicolas Facincani
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